Programmlänge: 46 Minuten
Stückzahl: 12
Besetzung: Flügelhorn, Tenorsaxofon, Posaune, elektrische Gitarre, Vibrafon, Synthesizer, elektrischer Bass und Drum-Set.
Ein innovatives Konzept
Weder gänzlich abstrakt, noch ausschließlich konkret, greift die Musik auf eine Vielfalt von Traditionen zurück, um sowohl mit ihrer emotionalen Kraft als auch mit ihrer rationalen Gestaltung zu begeistern. Trotz der Beziehung zur Tradition, entzieht sich die Musik jedem schematischen Konformismus und behauptet sich durch ihre Einzigartigkeit und Eigenständigkeit.
Das Projekt vereint Stilmittel aus verschiedenen Musikgenres: Aus der ernsten Musik verwendet es mehrschichtige, polyphone Arrangements und Geräusche (Bsp. Chrome Shuffle und Chicken Chase). Aus dem Jazz den Drive (Bsp. Recycle). Aus der Rockmusik die antreibende Kraft (Bsp. The Time For Renewal) und aus dem Pop die Sounds (Bsp. Polytrigger).
Aufführungen: Schaffhauser Kulturtage 18. Juni 2023, 13:00 Uhr
Sieben Stücke vorgestellt
Chrome Shuffle
Das Stück führt von einem an die Barockzeit erinnernden Kanon sukzessive zu einer Harmonik mit viel Chromatik respektive zu einer moderneren Klangsprache. Das Drum-Set spielt einen Shuffle Groove und sorgt für Drive. Das Stück spricht auf einer emotionalen Ebene an, kann aber auch Hörer begeistern, die analytisch hören und z.Bsp. gerne den verschiedenen Stimmen mehrstimmiger Musik folgen. Es beginnt mit einem vierstimmigen Zirkelkanon. Nach den Einsätzen aller vier Stimmen, die jeweils um eine kleine Terz verschoben sind, setzen Flügelhorn und Drum-Set ein. Das Flügelhorn hat seine eigene chromatische Melodie während die Stimmen des Kanons weiterlaufen. Hierauf wird das Material verarbeitet und die Instrumentation variiert. Der Synthesizer spielt eine Stimme des Kanons mit einem Pluck-Sound, später Akkorde mit langen Noten mit einem Streicherklang. Zusätzlich übernimmt er Sirenenklänge mit der ACME Sirenenpfeife 147. Ab Takt 61 wird das Stück harmonisch dichter und die Akkorde wechseln auf jeden Schlag. Die Akkordfolge wird auch hier alle zwei Takte um eine kleine Terz nach oben verschoben. Hierauf werden die Melodien schrittweise geführt. Das Stück ist nun noch dichter, weil es innerhalb weniger Zeit mehr verschiedene Noten hat. Ab Takt 77 beruhigt sich das Ganze, jetzt hat es weniger Harmoniewechsel. Statt einer kleinen Terz rauf, verschiebt sich alle zweit Takte alles eine Terz nach unten.
A Summer Day In Retrospect
Dieses Stück hat etwas Unwirkliches. Traumwandlerisch folgt eine Episode der anderen, ohne dass ein thematischer Zusammenhang zwischen den elf Teilen besteht, welche nahtlos ineinander übergehen. Die Teile unterscheiden sich in ihrer Stimmung und in ihren Tempi. Formal ist es eine Reihungsform, wobei der Schlussteil dem Anfang ähnelt. Der Hörer kann dem Stück leicht folgen, denn es ist melodisch prägnant.
Dopo l’intro
In Richard Wagners Oper Rheingold schwingt der Gott Donner seinen Hammer. Dies geschieht kurz vor dem Einzug der Götter in Walhall. Die Nebel ziehen sich dabei um ihn zusammen bis ein Donnerschlag die Episode beendet. Die entrückte Stimmung und die meisterhafte Instrumentation gaben den Anstoss zu Dopo l’intro. Wie Pop und Jazz benutzt auch Wagner Terzverwandschaften in seinen harmonischen Wendungen. Das Stück folgt der Vorlage nicht buchstäblich und ist keine 1:1 Transkription für Oktett. Die Dauer des Stückes ist nur 4’20’’. Die Harmonien sind formal für diese kurze Dauer ausgelegt. Anders wäre das Stück ein Fragment. Es folgt Wagners Harmonien ungefähr, fügt neue Akkordwendungen hinzu und ändert an anderen Stellen Akkorde ab. Benutzt werden die gleichen harmonischen Formeln wie sie Wagner in diesem Abschnitt braucht: I → V, I → IV und Terzverwandtschaften. Die Terzverwandtschaften bewirken, dass es kein harmonisches Zentrum gibt. Das Stück moduliert durch den ganzen Quintenzirkel. Elf der zwölf Tonarten (respektive ihre Paralleltonarten) kommen vor.
© 2023 Niklaus Keller